Auf Wunsch einiger Nähkromanten gibt es nun eine etwas datailliertere Beschreibung, wie ich meinen 2. Kilt erstelle. Diesmal sollte es eigentlich ein Utility-Kilt werden, sprich: Er sollte einige Taschen bekommen. Zumindest eine ist dran.
Los geht es mit einer 3 Meter langen Stoffbahn.
An der rechten Seite sieht man den Teil, der einmal das Bündchen werden soll. Das wird gerade einmal um den Bauch herum reichen.
Die linke Seite ist wie Webkante. Laut Wikipedia ist das bei einem Kilt gleichzeitig der Saum. Also sollte man beim Stoffkauf schon darauf achten, dass die Kante einen schönen Saum her gibt.
Die größte Herausforderung sind die Falten. Ich habe mir meinen ersten Kilt angeschaut. Der sagte: Der Teil mit den Falten muss 65 cm lang werden. Die Teile links und rechts davon „3,5 komplette Muster“ oder so.
Die Enden habe ich mit Schneiderkreide markiert.
Dann habe ich mir 65 cm mit kleinen Duct-Tape Fuzzeln auf dem Tisch abgeklebt.
Anschließend kommt die Qual der Wahl: Mathematik oder Trial-and-Error? Es geht darum, den mittleren Teil so in Falten zu legen, dass man a) genau die 65 cm erreicht und b) eine schöne Musterwiederholung hat. Ich hab Trial-and-Error gewählt, der erste Versuch passte. Ich hab‘ die Falten zunächst gelegt und mit schweren Gegenständen (Stange, Schere, …) fixiert.
Und mit Stecknadeln fest gepinnt.
Jetzt hab ich was komisches gemacht, ich weiß gar nicht, ob man sowas so macht…
Um das Ganze zu fixieren hab ich mit gelbem Faden geheftet, aber dabei den Stoff so wie auf dem Foto unter die Maschine gepackt. Das hat mir nun ermöglicht, die Falten exakt Muster auf Muster auszurichten, da die Maschine zuerst den Anfang der Falte heftet, und nicht das Ende. Wird Eng unter der Nähma, aber bei meiner ging das ganz gut.
So sieht das Ganze geheftet aus.
Jetzt hab ich mich spontan entschieden, die Falten erst von oben nach unten abzusteppen. (Tipp von Natron) Dazu muss die Falte natürlich frei sein, also muss ein Teil des Heftfadens wieder weg. Ist aber nicht schlimm, wenigstens wusste ich so erstmal, dass das passt. Also, ein paar mal „Schnips“…
…und durch steppen. Aufpassen, dass man die Falten nicht irgendwo drauf fest näht.
Jetzt sieht man schön die Falten, von oben bis unten. Noch sind die oben nicht fest.
Jetzt nähe ich die Falten Stück für Stück von oben an bis zur 3. Wiederholung des Musters fest. Wie man hier sieht, habe ich mich entschieden, die Falten oben ein wenig trapezoid aufzunähen. Das gibt dem Kilt etwas Form, und ich bekomme meinen fe***n A****h besser unter. 😉 Spätestens ab hier reden wir dann auch nicht mehr von einem „authentischen“ Kilt. Alternative wäre das Unterbringen einiger Abnäher.
Die letzte Falte habe ich nicht fest genäht, ich brauche sie ja noch. Für die Innentasche.
Die ist als nächstes dran. Ich fand die Idee von Natron ganz nett, diese in der letzten Falte unterzubringen.
Mit Kreide hab ich hier angezeichnet, wo der Schlitz rein muss. Ich habe ihn 15 cm lang gewählt, aufgeschnitten und versäubert. 4 cm von oben. Und auf der Hälfte zwischen der Kante und der Linie, auf der die Kante später aufliegen soll.
Jetzt wird die Tasche konstruiert. Ich hab mich an einer Cargo-Hose orientiert.
Ich hoffe, man kann die Zahlen lesen. An sich simpel.
Jetzt ausschneiden und versäubern.
Und zusammennähen. Die Nippel rechts und links müssen natürlich offen bleiben, sonst kann man ja nichts rein stecken. 😉
Ich hab keine Ahnung, ob man sowas so machen kann. Ich hab es einfach gemacht. Hier sieht man, dass die Tasche von innen aus dem Kilt raus nach außen durch gesteckt wird.
Dumm: ich hab einen recht dicken Stoff für die Tasche genommen, weil sie sicherer als sicher sein soll. Dadurch entstehen aber so „Würste“ in der letzten Falte, die man sicherlich nach außen sehen wird. Beim nächsten Mal lasse ich mir da was anderes einfallen.
So sieht das Ganze dann von außen und von innen aus.
Als nächstes kommt das Bündchen. Ich hatte eine einen Stoffrest stehen gelassen, man erinnert sich, erstes Foto. Den brauche ich jetzt. Es muss ein Streifen von um die 4 – irgendwas cm Breite sein, je nachdem, wie breit das Bündchen denn werden soll, plus Nahtzugaben und den Teil, der innen im Kilt ist. Bei mir waren es so um die 5 cm.
Erst habe ich das Ganze versäubert und dann von innen fest genäht. So in etwa:
Und dann rüber geklappt,…
das Ende eingeklappt und fest genäht. Das habe ich nicht so sehr geschickt gemacht, da sich der Bund über den Falten in Wellen legt. Besser wäre es gewesen, das Ganze richtig ordentlich fest zu heften, so dass sich nichts verziehen kann.
Man sieht dem Ergebnis das ein wenig an. Vor allem sieht man, dass da eben Falten drunter sind. Ich werde den Kilt aber nicht ohne Gürtel tragen, von daher ist das OK so.
Nun der Verschluss.
Zuerst die Konstruktion.
Dank der Tipps von Aprilnärrin und schwarzes_schaf bei den Nähkromanten habe ich mir so dickes Zeug gekauft, zum Aufbügeln. Keine Ahnung, ob das nun noch Vlieseline ist, oder Schabracke, oder Ähnliches. Es ist super steif und bringt Stecknadeln zum Verzweifeln.
Das Zeug hab ich mit meinem „Schnittmuster“ angezeichnet, ausgeschnitten und aufgebügelt.
Dann den Stoff umgenäht, so dass von vorne schöne Kanten zu sehen sind. Das Weiße auf der Rückseite hab ich mit einem schwarzen Stück in genau der Form, das ich nur versäubert habe, abgedeckt, von vorne festgenäht.
Mit den Knopflöchern tat sich meine Nähma schwer. Sie hat eine wundervolle Knopflochautomatik, die anscheinend genau dann funktioniert, wenn das zu nähende Stück nicht so hart ist, dass man damit Diamanten zerbrechen kann. Hier schlug der Transport fehl, ich musste auftrennen und nachkorrigieren.
Das Schlimmste ist nun geschafft, der Kilt ist somit theoretisch fast tragbar.
Bei dem Foto von hinten sieht man nochmal, warum ich die Falten „auftrapezt“ habe, wie man es eigentlich nicht macht: mein Ar*** passt dort richtig gut rein.
Als nächstes die Gürtelschlaufen. Der Kilt ist so lang, zudem sind die Falten so weit runter genäht, dass er ohne Gürtel einfach nicht gut aussehen würde.
Das ist nun keine große Kunst, das einzige, was ich mir überlegt habe (bzw. was aus meinen Erfahrungen kommt): Die Gürtelschlaufen sind so angebracht, dass man den Kilt abwickeln kann, sobald der Gürtel offen ist. Sprich: Die sich am weitesten vorn befindliche Schlaufe in der Mitte des Kilts befindet sich auf dem inneren Teil der Wicklung.
Die beiden Teile sollen nun nur noch mit einem Klettverschluss zusammen klettbar werden. Das ist wichtig, dass das Innere eben nicht vorne unten raus hängt und dass die Tasche nicht das Innere nach unten zieht.
Die Falten gehen übrigens sehr weit nach vorne, was gar nicht beabsichtigt war. Jedenfalls befindet sich die Tasche, die in der letzten Falte endet, genau in der Mitte. Das ist total super. Warum und wann das super ist, erzähle ich gerne mal bei einem Bier.
An sich hatte ich vor, an den Seiten noch so Cargo-Hosen-Taschen anzubringen. In schwarz. Irgendwie finde ich den Kilt aber gerade toll, so wie er ist. Ich denke, ich werde das zunächst nicht tun. Die Tasche in der Falte nimmt auch ohne Probleme einen Schlüsselbund, ein Mobiltelefon und 2 Päckchen Taschentücher auf.